Die Unterbringung von Geflüchteten orientiert sich im Wesentlichen an den gleichen Wohnbedürfnissen wie die aller anderen Menschen auch: private Rückzugsräume, überschaubare Gruppengrößen, gut positionierte Gemeinschaftsräume sowie vielfältige und gegliederte Freiräume für die Entwicklung einer guten Nachbarschaft. In der Bunsenstraße entstanden keine Containerlösungen oder temporäre Provisorien, sondern »ganz normale« und sparsame Wohnungen, die zunächst in höherer Belegung als Gemeinschaftsunterkunft dienen und später in gleicher Form als sozial geförderte Wohnungen vermietet werden können. Mit einfachen Maßnahmen können diese auch in Studentenapartments umfunktioniert werden. Die Unterkunft besteht aus fünf dreigeschossigen Baukörpern – einem linearen Eingangsgebäude sowie je zwei Gebäuden, die durch ein außen liegendes Treppen- und Spielhaus zu einer u-förmigen Hofanlage verbunden werden. Die Notwendigkeit, Geflüchtete unterzubringen, wird für ein Stück Stadtentwicklung und eine dauerhafte, zukunftsorientierte Investition genutzt.
Architekten der ARGE Bunsenstraße:
Jury 2018
Juryurteil
Wie baut man in guter Qualität, schnell und zugleich kostengünstig für Geflüchtete, ohne eine Spezialimmobilie zu schaffen? Das Projekt Bunsenstraße gibt nach Ansicht der Jury eine Antwort, und beschreitet darüber hinaus planerisch neue Wege. Anstatt – wie üblich – in einem konkurrierenden Verfahren gegeneinander anzutreten, haben sich sechs Architekturbüros zusammengeschlossen und in knapp zwei Monaten einen Entwurf vorgelegt. Die Jury würdigt ausdrücklich dieses Vorgehen. Es beweist, wie hilfreich dieser Ansatz sein kann, um in einer krisenhaften Situation zu einer schnellen und guten Lösung zu kommen. Zudem überzeugt an diesem Projekt, dass es nicht nur für die rasche Unterbringung von Geflüchteten eine Lösung anbietet, sondern darauf angelegt ist, langfristig Wohnraum auch für andere Bewohnergruppen zu schaffen. Die Verbindung von kurzfristiger Umsetzung und langfristiger Ausrichtung überzeugt.