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Zum Tode von Paul Börsch

17. März 2021

Kultur gedeiht nicht von allein. Kultur braucht ganz unbedingt beherzte und uneigennützige Freunde und Förderer. So ist es ganz ohne Zweifel auch mit der Baukultur, die noch dazu – und anders als die meisten kulturellen Angebote – stets und ständig und unmittelbar auch handfeste ökonomische, ökologische und soziale Aufgaben zu erfüllen hat.

Mit dem am 10. März 2021 gestorbenen Architekten und Stadtplaner Paul Börsch hat nicht nur Erfurt, hat nicht nur Thüringen einen großen Freund und wichtigen Förderer der Baukultur – und vor allem einen von Herzen liebenswerten Menschen – viel zu früh verloren. Paul Börsch wird auch national als Vizepräsident der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und als berufenes Mitglied der AG KOOPERATION eine schmerzliche Lücke hinterlassen.

Nach seinem Architektur- und Städtebaustudium an der TU Stuttgart und einem Referendariat in Frankfurt/Main und Darmstadt kam der im Schwarzwald aufgewachsene Paul Börsch 1994 nach Erfurt, um sich fortan der Stadterneuerung der Thüringer Landeshauptstadt zu widmen.

Er muss schon damals seine Sache hervorragend gemacht haben, denn es folgte bereits 2003 die Übernahme der Abteilung Stadtumbau, ehe Paul Börsch dann 2008 zum Leiter des wichtigen Stadtplanungsamtes in Erfurt berufen wurde.

Paul Börsch hat dieses Amt in den folgenden 13 Jahren mit klarer Haltung und großer Leidenschaft und Kontinuität ausgefüllt. Er hat sich über alle Maße hinaus engagiert und furchtlos dafür eingesetzt, notfalls auch dafür gestritten, dass überall dort, wo Veränderung, wo Erneuerung im Weichbild der Stadt erforderlich wurden, bestmögliche Qualität entstehen konnte. Sein Engagement für eine lebenswerte Stadt ebenso wie für qualitätvolle Stadtbausteine hatte viele Gesichter, und es hat ganz offensichtlich viel Kraft gekostet.

Als handelnde Person in Vertretung eines öffentlichen Bauherrn hat Paul Börsch unaufhaltsam dafür geworben und gearbeitet, dass die Stadt Erfurt die Ihr gegebenen Möglichkeiten in Sachen Baukultur auch tatsächlich ausschöpft und dort, wo möglich, noch weiter ausbaut.

Den erst kurz vor seinem Amtsantritt gegründeten Erfurter Gestaltungsbeirat machte Paul Börsch zu einem wichtigen Ort und einem »scharfen Schwert« für die Verbesserung der Architekturqualität von stadtbildprägenden Bauvorhaben und zur Erhöhung der allgemeinen Baukultur.

Als Wegbereiter für und Jurymitglied in unzähligen Architektur- und Städtebauwettbewerben ist es Paul Börsch gelungen, das Ringen um die beste Lösung zunächst einmal überhaupt zuzulassen und dann den schmalen Grat zwischen den Interessen eines Auslobers und dem Einsatz für die auf lange Sicht sinn- und qualitätvollste Lösung erfolgreich zu meistern.

Seiner Überzeugungskraft und charismatisch vorgetragenen Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass auch private Bauherren bis hin zu gewerblichen Bauträgern bei der Entwicklung ihrer Vorhaben im Erfurter Stadtgebiet sich dem Primat der Qualität stellen mussten, und – blickt man auf die so erreichten Ergebnisse – sich zum Wohle der Stadtgesellschaft und der Investoren auch tatsächlich gestellt haben. Wie wichtig und wie wenig selbstverständlich dieses Engagement gewesen ist, zeigt ein Blick in die Planungswirklichkeit vieler anderer Städte und Kommunen.

Mit all dem hier beschriebenen und einem noch weit darüberhinausgehenden Engagement ist es Paul Börsch wie kaum einem anderen gelungen, das Gesicht seiner geliebten Wahlheimat Erfurt in vielfachem Sinne und auf lange Zeit positiv mit und weiter zu entwickeln.

Und so trauern auch wir, die Kolleginnen und Kollegen des BDA Thüringen, um einen engagierten Kollegen, einen verlässlichen Mitstreiter in Sachen Stadtplanung, Architektur und Baukultur und einen ganz besonderen Menschen. Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie.

Zu Lebzeiten hat Paul Börsch unser Ansinnen, Ihn als Mitglied in den Bund Deutscher Architektinnen und Architekten zu berufen, mit Hinweis auf die Ihm gebotene Neutralität stets ebenso charmant wie bestimmt zurückgewiesen. Nun, da er von dieser Verpflichtung befreit ist, möchten wir sein Lebenswerk und sein Andenken durch eine posthume Berufung zum Ehrenmitglied des BDA Thüringen würdigen.

 

Andreas Reich |  Landesvorsitzender

Michael Rommel | stv. Landesvorsitzender

Michael Mann | ehem. Landesvorsitzender

Antje Osterwold | ehem. stv. Landesvorsitzende

Im Namen aller Mitglieder des BDA Landesverbandes Thüringen.

 

Bild: ©Marcel Krummrich