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Kloßteufel auf der Höhe

18. Januar 2020

Thüringen ist ein Bundesland, welches die Polyzentralität geradezu verkörpert. Die größte Stadt hat 214.000 Einwohner, es gibt Industrien im Hinterland, Ökologieprojekte in Dörfern, Wissenschaft auf der grünen Wiese. Überall strahlen kulturelle Glanzlichter aus den kleinsten Ortschaften. Verblassende Orte stehen dazwischen. Der Landesvorstand des BDA traf sich am 18.1.2020 zu seiner jährlichen Vorstandsklausur diesmal in einem solchen.  Neuhaus (am Rennweg), mit ca. 830 m über NHN einer der höchstgelegenen Orte Thüringens,  war früher eine beliebte Wintersportdestination und muss heute angesichts ausbleibender Schnee- und Touristenmassen dringend nach neuen Wegen suchen. Unweit der Stadt Lauscha, seit 400 Jahren Zentrum der Glasmanufaktur, gelegen, merkt man dem Städtchen die Schwierigkeiten des Wandels an. Leerstand und fehlende Nutzungspotentiale prägen den einst so begehrten Ski-Ort. Der Landesvorstand nahm sich einen Tag Zeit, um hier die neuen Ziele für das BDA-Arbeitsjahr in den Fokus zu nehmen. In Fortführung der Gedanken des Hauses der Erde soll besonderes Augenmerk auf zwei Themenschwerpunkte daraus gelegt werden. Unverlorene Vergangenheit (Achtung des Bestands) und spielerischer Mut (Kultur des Experimentierens) sollen sich dabei gegenseitig bereichern. Die Brisanz dieser Ansätze wurde während eines gemeinsamen  Rundgangs durch den Ort akut sichtbar.

A.Reich
A.Reich
BDA-Vorstand Thüringen vor „Lost Place“

Die beiden Themenschwerpunkte sollen den BDA Thüringen während der kommenden zwei Jahre begleiten und sich in entsprechenden Aktionen, in der Kommunikation und in den geplanten Exkursionen widerspiegeln. Bei allen ungelösten Fragen hielt Neuhaus auch überraschende Lösungsansätze bereit. So besticht dort neue Gastronomie (der Schieferhof) einerseits durch ausgewogene kulinarische Kreationen. Andererseits finden sich beim Kochen gelungene Implementierungen von Nachhaltigkeit, z.B. die Verwendung von Südfrüchten aus dem Tropenhaus Eden am Rennsteig. Dort werden auf ca. 3.500 m2 exotische Früchte als Polykultursysteme in einem Referenzprojekt für energieeffiziente Abwärmenutzung im Niedrigtemperaturbereich erzeugt. Sozusagen „Bananen aus regionaler Produktion“. Besonderen Anklang fand eine weitere Idee: Produkte aus den nahen Glasmanufakturen werden als kleine Kloßteufel im traditionellen Thüringer Kloß versteckt und so jedem Gast als unvergessliche Mitbringsel gleich mitgegeben. Besser kann man Achtung des Bestands und die Kultur des Experiments nicht verbinden.